Die Karriere von seiten David Hockney: Derart viel mehr denn unverschämt gute Laune

Aktuell wird David Hockney auf jener unabhängigen Rankingliste von ArtFacts, die Ausstellungspräsenzen automatisiert auswerten lässt und keine persönlichen Wertungen von Kunstwissenschaftlern etc. einfließen lässt, als Weltkünstler Nr. 20 gelistet.

An Hockneys 75. Geburtstag 2012 verweilte er noch auf Rang Nr. 36; doch wurde der britische Maler mit derart vielen Ausstellungen seiner Werke gefeiert, dass er zu dieser Zeit auch mal zu den drei bis fünf bedeutendsten Künstlern auf Erden gezählt wurde.

Die Feierlichkeiten zu seinem 80. Geburtstag im Jahr 2017 haben dies nochmals übertroffen.

Auch die Rankings der ganz Großen können sich also doch noch merklich verändern – wer allerdings länger unter den ersten 100 Künstlern eines global arbeitenden Rankings zu finden ist, gehört sicher zu den Weltkünstlern, die Kunstwelt maßgeblich prägen. Wie David Hockney, der seit etwa 1965 in jedem Ranking der zeitgenössischen Kunst recht weit vorne zu finden ist.

Im ersten Teil dieses Zyklus über den Weltkünstler wurde dargestellt und begründet, dass David Hockney kein Pop-Art-Maler ist oder war, auch wenn ihm diese Stilrichtung häufig angedichtet wird. Nachfolgend geht es nun um die Karriere David Hockneys – wiederum Anlass, mit weit verbreiteten und ebenso weit verkürzten Darstellungen über den einflussreichen Künstler aufzuräumen:

David Hockney hat nicht in Amerika Karriere gemacht, er war in Kunstkreisen längst berühmt, als er dort ankam. Hockney hat auch nicht nur schöne Bilder gemalt, sondern in verschiedensten Gewerken der Kunst sehr erfolgreich gearbeitet:

Neue Kunst, noch im alten England

David Hockney hatte sich 1959 am Royal College of Art in London beworben, um die rein akademische Ausbildung in Bradford in die Entwicklung eines eigenen Stils zu überführen. Hockney fand die bunte, freie Pop-Art aus den USA faszinierend wie jeder junge Freigeist und hatte persönlich sehr gute Gründe, sich in Gefilde einer ironischen, aber lebenslustigen Gesellschaftskritik abzusetzen.

Der Ernst, mit dem er seine künstlerische Arbeit betrieb, erlaubte es ihm jedoch keinesfalls, sich so willenlos in die schöne bunte Kunstwelt der topaktuellen US-Pop-Art fallen zu lassen, wie manche Darstellungen zu vermitteln scheinen.

Hockney musste erst noch einen langen altweltlichen Schlenker einlegen: Bis zum Studienende 1962 arbeitete Hockney ebenso entschlossen wie kontinuierlich an der eigenen Bildsprache; er wollte einen ganz neuen Ausdruck zwischen Abstraktion und figurativer Darstellung finden bzw. erfinden.

Der wissenschaftler hatte schon mit Bradford die ersten Konflikte mit dem Bildgegenstand, diesen während der Zeit an diesem ort aber noch bei weitem nicht aufgegeben. Am RCA bemühte er gegenseitig nun erst einmal ausschließlich darum, dies Bild als Fläche zu sehen ferner zu betonen. Das auffallende Charakteristikum Hockneys früher Arbeiten pro Royal College of Art (Hallo, Carmen Blow, siehe Hockney Teil 1) war eine ganz bewusste Bildstrategie, die zum entscheidenden Schritt zu gunsten von den Künstler sein sollte.

Das Studium im Zentrum dieser Londoner Kultur- ferner Kunstszene, die Arbeit und Diskussion via den gleichfalls fuer neuen Wegen ferner Ausdrucksmöglichkeiten interessierten Kommilitonen boten Hockney genug Gelegenheiten, sich via den verschiedenen Kunstrichtungen seiner Zeit zu beschaeftigen und in diesem Lernprozess eine eigene Bildsprache zu konstruieren.

Die erste Annäherung an Abstraktion waren ausdrucksstarke Karton-Gemälde mit abstrakter Malweise als „Growing Discontent“ (Wachsende Unzufriedenheit, 1959, Abbildung nicht verfügbar), für dem jedoch wohl der Titel Hockneys Abneigung einer lediglich gestisch ausdrucksstarken Malweise á la Alan Davie ferner Jackson Pollock verwies.

Hockney gab selbige abstrakten Gemälde getreu wenigen Monaten erneut auf, weil der wissenschaftler begriff, dass zu gunsten von ihn der Weg in die Neue nicht darin dasein konnte, sich statt der mühsam abgestreiften Beschränkung durch starren Regeln dieser überkommenen „royalen Kunst“ eine neue stilistische Zwangsjacke namens Pop-Art anzuziehen.

Hockney wollte mehr: Eine persönliche Stimme; einen feinen, neuen Kompromiss zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit, der in dieser trendbestimmenden Kunst dieser angesagten Amerikaner bei weitem nicht zu finden war. Deshalb griff Hockney lieber wieder Anregung durch europäische Künstler zurück, unterhalb von denen viele wohl längere Zeit zwischen Abstraktion und Figuration zu vermitteln versuchten.

Während seiner Ausstellungsbesuche in London entdeckte er Frühjahr 1960 Francis Bacon zu gunsten von sich (Hallo, Carmen Blow), dessen Figurendarstellung zu Hockneys erster wichtiger Quelle dieser Inspiration wurde.

Weiter fand Hockney mit Jean Dubuffets lediglich scheinbar primitiver „Art brut“ Anstöße, die ihn erst zum Nachdenken und dann vorwärts brachten. Dubuffet war der erste Künstler, der Graffitis zum Vorbild nahm und diese Kunstvariante dadurch schon damals auch dokumentierte. Dazu wurde er vom ersten Graffiti-Fotografen Brassaï angeregt, der schon in den 1930er Pariser Mauerbilder gesammelt hatte.

Die Idee brachte Dubuffet durchschlagendem Erfolg, in der documenta-Zeit Dubuffets (drei Auftritte hintereinander: 1959, 1964, 1968) waren seine von urtümlicher Schrift umrahmten oder aus lebendigen Buchstaben zusammengesetzten Figuren-Tableus („Vertu virtuelle“; „Hopes and Options“) als „Anarchie in ihrer schönsten Form“ wirklich überall zu sehen, wo moderne Kunst zu finden war.

Für Hockney ganz entscheidende Impulse, er fühlte sich Dubuffets Darstellungen zwischen Kinderkunst und alter ägyptischer Hochkultur sehr verbunden und sah in diesem „anonymen Stil“ („Davis Hockney“ by David Hockney 1976, S. 67) ein elementares Vorbild für seine Arbeit in der Zeit am Royal College.

Hockney sollte das, was eine Studentin aus Seoul (von ihr selbst betont) in ihrer Philosophie-Dissertation an der Ludwig-Maximilians-Universität München über das Frühwerk David Hockneys „europäisch gefühls- oder figurbetonte Tendenz“ nennt, auch in seiner späteren Arbeit nie verlieren.

Vielleicht war es gerade dieses Beharren auf den europäischen künstlerischen Traditionen; Hockney Zögern, wie britische Kollegen sofort zu den innovativen amerikanischen Stilrichtungen zu greifen, um sich von Europas Kunst-Tradition zu befreien, das zu einem Oeuvre „globaler Kunst“ führte, welches Menschen auf allen Kontinenten begeistern konnte.

Gute junge Kunst hat sogar im alten England Chancen

Gegen Ende seines Studiums am Royal College of Art hat Hockney die erste eigene Ausdrucksweise erarbeitet, und mit dieser wird er noch im Heimatland ganz früh und ganz schnell berühmt:

1960 wird der talentierte Mister Hockney zur jährlichen Ausstellung der „London Group“ eingeladen. Die London Group ist eine bis heute aktive Londoner Künstlervereinigung, die 1913 als avantgardistische Opposition zur konservativen Royal Academy of Arts gegründet wurde; ihr erklärtes Ziel ist „Förderung des öffentlichen Bewusstseins für zeitgenössische bildende Kunst durch jährliche Ausstellungen“.

Die Londoner Royal Academy of Arts ist die Kunstinstitution in Großbritannien, die sich seit Gründung durch George III. in königlichem Auftrag der Förderung von Malerei, Bildhauerei und Architektur widmet. George III. regierte Großbritannien von 1760 bis 1820, ab 1765 soll er die ersten Anzeichen der Geisteskrankheit gezeigt haben, die zweite Hälfte seiner Amtszeit überschattete; die Royal Academy of Arts wurde 1768 gegründet …

Die ehrenwerte königliche Akademie war wohl wohl sehr lange vor Brexit-Zeiten nicht via dem erfrischendsten Witz gesegnet; dass mit einer der gefeierten Sommer-Ausstellungen junge Kunst von (auch zu allem überluss schwulen) College-Studenten als David Hockney gezeigt wurde, war schlicht undenkbar.

Wie lang man als RA (Royal Academician) etwa seiner Zeit hinterherhinkt, lässt sich z. B. daran erkennen, dass David Hockney selbst erst 1991 in die Royal Academy of Arts in London gewählt wurde – angesichts der tatsache war er 54 und seit 30 Jahren als Künstler berühmt.

Recht erhellend ist auch der Bericht des „Guardian“ darüber, wie dieser mit 58 Jahren auch nicht alle taufrische Künstler Grayson Perry die Sommer-Ausstellung 2018 (250. Geburtstag der Akademie) vor ihrem laut Guardian-Journalist „verblödeten Selbst“ rettete, indem er dem überraschten britischen Kunst-Establishment ein wildes Sammelsurium von Trash-Kunst vorsetzt.

Die London Group erfreut dagegen mit ihren Ausstellungen einst wie heute über die Stilvielfalt, alle Gesamtheit der vonseiten der Royal Academy of Arts bei weitem nicht bemerkten oder abgelehnten jungen Künstler mit die jährliche Ausstellung einbringt.

David Hockney stellte bald darauf wieder aus, ferner diese Young-Contemporaries-Ausstellung dieses Jahres 1961 mit den RBA Galleries London wird somit berühmt, dass selbige die Royal-College-Studenten Patrick Caulfield, Derek Boshier, Allen Jones, David Hockney, R. B. Kitaj und Peter Phillips mit dem Schlag berühmt machte.

Auch „Young Contemporaries“, 1974 in „New Contemporaries“ umbenannt, ist eine britische Organisation, die aufstrebende Künstler von anfang an ihrer Karriere unterstützen will. Gründung wurde über David Hockneys Lehrer Carel Weight initiiert:

Er hatte 1949 die Idee, alle kaum genutzte Galerie der Royal Society of British Artists (RBA, eine andere britische Künstlervereinigung, 1823 als Gegengewicht zur verschlafenen Royal Academy gegründet wurde) in der Londoner Suffolk Street zur Ausstellung von Studentenarbeiten zu nutzten.

Gesagt, getan, und alle Gründer einigten gegenseitig auch noch darauf, die jeweils ausstellenden „Jungen Zeitgenossen“ mit einem derart unparteiischen und demokratischen Verfahren auszuwählen, dass es fast schon unbritisch genannt werden kann: Der Künstler bewirbt sich anonym mit einem Kunstwerk; Schule, Alter und Nationalität des Teilnehmers erfahren die Juroren während des gesamten Auswahlverfahrens nicht.

Im Jahrzehnt seit der Gründung der Young Contemporaries hatte sich die jährliche Ausstellung bereits den Ruf erarbeitet, die aufregendste neue Kunst der Zeit vorzustellen. Anfang der 1960er war die Young-Contemporaries-Ausstellung für die Kenner der zeitgenössischen Kunst zum Pflichttermin geworden, Weltbürger mit Sinn für moderne Kunst ließen sich das Spektakel möglichst auch nicht entgehen.

Die Ausstellung von 1961 war vor allem für die Spürhunde unter den Kunstkennern ein Volltreffer, sie griffen begierig nach der neuen britischen Pop-Art und vor allem nach den frühen Werken David Hockneys. Die aufregenden Neuentdeckungen wurden diskutiert und weitergereicht, David Hockney wurde in der avantgardistischen Kunstszene langsam zum Gesprächsgegenstand.

Ein Galerist findet seinen Künstler

Bei dieser 1961er Young-Contemporaries-Ausstellung war auch John Kasmin, ein junger Wilder aus Londons East End, der kürzlich von der Polizei (als Bohemian) aus Neuseeland ausgewiesen worden war und seit seiner Rückkehr in Londoner Galerien arbeitete.

Kasmin sah auf der Young Contemporaries Show 1961 das Gemälde „Doll Boy“ vom unbekannten Studenten David Hockney (das sich heute in der Tate-Sammlung befindet), war fasziniert und wollte es haben. Zu dieser Zeit arbeitete Kasmin für die Marlborough Gallery New London. Kasmin lud Hockney nach der Arbeit zum Tee ein, mochte ihn und wollte das Bild so sehr, dass er bereit war, sich mit seinem Chef und Marlborough Fine Art-Mitgründer Harry Fischer anzulegen.

An der Galerie durfte Kasmin ohnehin nicht nach eigenem Geschmack/Instinkt auswählen, er kündigte also (zur Enttäuschung der Marlborough-Gründer, die sein Potenzial bereits bemerkt hatten) und nahm auch gleich den wichtigsten Kunden der Galerie mit.

Dieser Sheridan Dufferin hieß ausgeschrieben Sheridan Frederick Terence Hamilton-Temple-Blackwood 5th Marquess of Dufferin and Ava und hatte entsprechend viel Barmittel. Dufferin stellte dies Geld für alle Gründung der Kasmin Gallery zur Verfügung, die ungewöhnlich große, weiße kahle Geschäftsräume in der Londoner New Bond Street bezog und im Jahr 1963 David Hockneys erste Einzelausstellung ausrichtete.

Hockney verewigt Kasmin 1963 im Gemälde „Play within a Play“ (curiator. com/art/david-hockney/play-within-a-play) „als Gefangenen zwischen Leben ferner Kunst“, ihm war also vermutlich wohl damals klar, welches für ein Glücksgriff ein Galerist als John Kasmin war, der an alle Kunst glaubte ferner nicht nur Dinge verkaufen wollte.

Alle Reaktion auf Hockneys ersten Solo-Auftritt mit der Kasmin Gallery London war großartig, David Hockney ist zum Star pro ehrwürdigen Royal College of Art. Dieser bisher in dieser „royalen Umgebung“ wie ausnehmend schüchtern beschriebene junge Mann leistete sich nun ersten Anflüge vonseiten Rebellion (wird doch weiterhin als einnehmend, entzückend und keinesfalls berechnend beschrieben):

Mitten in all diesem frühen Ruhm lag Hockneys College-Abschluss, ferner den hat der wissenschaftler wohl nicht auf ganzer linie (umgangssprachlich) vollständig gemacht – laut John Kasmin weigerte er gegenseitig einen Aufsatz zu schreiben o. ä., bekam deshalb bei weitem nicht die übliche Goldmedaille und kaufte gegenseitig stattdessen eine goldene Laméjacke.

Vermutlich war Hockney ohnehin dieser „Drawing Prize“ wichtiger, den er im Abschlussjahr gewann. Dieser war nämlich via 100 Pfund Preisgeld dotiert, die Hockney ohne Zögern zu gunsten von eine Reise getreu New York, München und Ägypten ausgab, um Anregungen zu gunsten von Illustrationen zu bekommen.

Hockney soll knallblond, selbstbewusster und extravaganter von dieser Reise zurückgekommen sein. Als vielen seiner Künstler-Kollegen war ihm dies damalige gesellschaftliche Klima im Vereinigten Königreich nicht unbedingt sympathisch: Homosexuelle standen nicht ruhig Strafgesetzbuch nach wie vor unterhalb von Androhung lebenslanger Haft, wurden seit dem „Wolfenden-Report“ von 1957 nur nicht alle verfolgt.

Laut Kasmin, Kitaj, Blow ferner anderen, die wohl etwas in dieser Welt herumgekommen waren, gab es „da draußen“ aufregendere Kunst als Tapetenbilder vonseiten John Minton, Mosaik-Landschaften von Julian Trevelyan und die „schrecklichen kleinen Zeichnungen“ (Zitat Kasmin) von Lucian Freud.

Überhaupt, zu gunsten von Hockney war das Wetter zu schlecht, das Land zu nationalistisch (Hallo Brexit), viele Menschen zu engstirnig und missmutig.

Raus aus der Enge

In jeder „stolzen Nation mit glorreicher Geschichte“ lauert die Verführung, das Fremde, Andersartige respektlos zu behandeln. Je enger der Horizont, desto mehr wird als andersartig empfunden; freie Künstler immer dann, wenn ihre Arbeit vom Mainstream-Geschmack abweicht, Menschen mit ungewöhnlicher sexueller Orientierung sowieso.

Moderne, zivilisierte Gesellschaften bekämpfen solche Tendenzen; ungebundene Freidenker neigen schon immer dazu, sich den Nationen anzuschließen, in denen dieser Kampf zur der jeweiligen Zeit am erfolgreichsten geführt wird – für die meisten jungen Künstler zeigten in der englischen Nachkriegszeit große rote Pfeile in Richtung Amerika.

Fünf der sechs Kommilitonen, die zusammen mit Hockney in der Young-Contemporaries-Ausstellung 1961 bekannt geworden waren, landete deshalb nach dem Abschluss am Royal College of Art mehr oder weniger schnell in den USA, nur zwei von ihnen kehrten später dauerhaft nach England zurück:

Ridley Scott erhielt schon 1963 ein einjähriges Reisestipendium in die USA und arbeitete zwei Jahre bei Time Life, Inc. mit den Dokumentaristen Richard Leacock und D. A. Pennebaker. 1965 kehrte er nach England zurück, um über eine Szenenbildner-Ausbildung bei der BBC ins Trainingsprogramm für Regisseure zu kommen.

1968 verließ er die BBC, um Ridley Scott Associates zu gründen, selbige zu einem dieser erfolgreichsten Werbefilm-Häuser mit Europa zu erledigen und von an diesem ort aus seine umgang Karriere als Regisseur zu starten.

Allen Jones und Peter Phillips lebten vonseiten 1964 bis 1966 in New York und bereisten gemeinschaftlich die USA. Jones zog weiter getreu Deutschland (Lehraufträge fuer Kunsthochschulen Hamburg ferner Berlin, documenta III 1964, documenta 4 1968 Kassel) ferner dann zurück mit die Heimat. Peter Phillips blieb international, mit Lehraufträgen mit Birmingham und Hamburg, Ausstellungen in dieser ganzen Welt ferner Reisen bis getreu Afrika und Australien, er lebt in der gegenwart auf Mallorca.

Derek Boshier ging getreu dem Abschluss wie Stipendiat der indischen Regierung nach Indien, machte dann mit England Karriere ferner unterrichtete an dieser Londoner Central School of Art and Design, um schließlich doch in Los Angeles zu aufsetzen.

Der einzige gebürtige Amerikaner R. B. Kitaj unterrichtete solange bis 1967 als Zeichenlehrer an der Londoner Ealing School of Art, Camberwell School of Art ferner Slade School of Fine Art, nahm 1964 an dieser documenta III mit Kassel und dieser Biennale in Venedig teil und kehrte erst anlässlich seiner ersten amerikanischen Ausstellung in der Marlborough-Gerson Gallery in New York 1965 getreu neun Jahren Exil in die USA zurück.

Hockney fand im Februar 1964 den Absprung: Während seines ersten großen Ausfluges in Welt hatte der wissenschaftler Henry Geldzahler kennengelernt, den damaligen Kustos des Metropolitan Museum of Art mit New York, dieser bekannt für das Engagement für junge Künstler war ferner Hockney zum Umzug nach Los Angeles ermutigt hatte.

An diesem ort hatte man lediglich auf Talente als Hockney gewartet: Bis heute im gleichen Jahr absolviert Hockney seine sehr erfolgreiche erste US-Einzelausstellung in jener New Yorker Alan Gallery, im Sommer 1964 erhält er einen Lehrauftrag an der Universität von seiten Iowa.

Hockney Wahlheimat in den USA wird allerdings Los Angeles. Er war begeistert vom sonnigen Kalifornien; kein Wunder, wenn man sich kurz vergegenwärtigt, wo David Hockney bisher gelebt hatte:

Hockneys Heimatstadt Bradford war in den 1950/60 Jahren auf einem ökologischen und architektonischen Tiefpunkt, nach einer noch unrühmlicheren Vergangenheit: Bradford war im 19. Jahrhundert von seiten einer ländliche Marktgemeinde mit ein paar Tausend Einwohnern zur Industriestadt mit über 50 Kohlebergwerken und der „Wollhauptstadt jener Welt“ aufgestiegen.

Das Stadtbild bot unzureichende Arbeiterbehausungen, Militärbaracken und Textilfabriken, deren 200 Fabrikschornsteine ständig schwarzen, schwefelhaltigen Rauch ausstießen. Um 1850 war Bradford die schmutzigste Stadt Englands mit Cholera und Typhus als Dauergast, die durchschnittliche Lebenserwartung jener Einwohner lag bei achtzehn Jahren.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Bradford kaum beschädigt, aber Neustrukturierung und Umbau durch Behörden voll ästhetischer Blindgänger zerstörten das historische Gesicht Bradfords evtl. noch gründlicher.

Denn David Hockney da aufwuchs, bestand Bradford aus hässlichen Bauten und chaotischen Straßen voller ungesicherter Baustellen und gleichförmigen Mietskasernen mit Fußballplätzen bar eine Spur Grün dazwischen; die Häuser waren schwarzbraun und hässlich und die Luft immer noch grau.

John Kasmin besuchte ihn ein- bis zweimal im Jahr in den USA; ein Foto von seiten beiden aus dem Jahr 1965 wurde bereits in den USA aufgenommen, denn sie mit Künstler-Bekannten aus England eine Ausstellung der neuen Londoner Gemäldeszene im Walker Art Center Minneapolis ansahen.

Kasmin ist im Londoner Stadtteil Whitechapel gegenüber Bradford in vergleichsweise himmlischen Verhältnissen aufgewachsen und hat ab dem 17. Lebensjahr sechs Jahre „Landschaft pur“ in Neuseeland getankt. Vor diesem Hintergrund ist verständlich, dass der Galerist sich mit leichtem Spott daran erinnert, wie verliebt Hockney in jedes Detail der lässigen kalifornischen Lebensart war, auch nach Disneyland hätte Hockney ihn mitgeschleift …

Aus Hockneys Perspektive dagegen ist Kalifornien die logischste Wahl der Welt: Freie, inspirierende (Pop) Art statt royaler Beschränkung, Sonne statt Nieselregen, weiter Horizont statt enger Strassenschlucht, Swimmingpools im Grünen statt schotterbedeckter Sportplätze, gut gelaunte ferner gebaute Jungs (mit freiem Oberkörper) statt ernster Männlichkeit mit Schlips und Kragen … und falls ein überbordender Überfluss der neuesten technischen Gadgets namens Disneyland einen Künstler dieser Moderne fasziniert, müsste einen in diesem Bereich tätigen Galeristen eigentlich als Allerletzten wundern.

Erste Blütenkelch unter kalifornischer Stern

Die Zeit seines Aufbruchs in Freiheit war ebenso die Zeit, mit der David Hockney die erste eigene Bildsprache findet: Klare, kühle Formen, sachliche Manier, Fokus Verarbeitung der neuen Erlebnisse, die zum Überdenken jeweils sorgsam mit der darüber hinaus neuen Polaroidkamera gesichert werden.

Das passende Malmittel für selbige Phase ist zu gunsten von Hockney die in dem moment erst erfundene Acrylfarbe, die ab 1963 entstehenden „Shower-Pictures“, „Swimmingpool-Bilder“ und „Domestic Scenes“ bestechen nicht lediglich durch ihre Farben und Ausdruckskraft, stattdessen durch die Aneignung der neuesten Entwicklungen, die damalige Zeit u bieten hatte.

Die neuesten technischen Entwicklungen in Kunst umgesetzt, in einer individuellen Sprache via tollen Farben ferner klaren Motiven, minus unverständliche akademische, intellektuelle oder psychologische Verwicklungen und Botschaften – diese Kombination berührte und verzauberte ausgesprochen viele Liebhaber dieser modernen Kunst ferner schnell auch Leuten, die einfach lediglich schöne Kunst und/oder angesagte Kunst via hohem Gebrauchs- ferner Dekorationswert suchten.

Hockney ging in Kalifornien richtig ab; ferner das war dieser Start in das Künstlerleben, dessen Intensität beim Betrachter Vertigo verursachen kann:

Zwischen 1965 und 1967 erhielt und erfüllte Hockney Lehraufträge an der University of Colorado in Boulder und an jener University of California, Los Angeles und Berkeley, San Francisco.

1966 fertigt Hockneys sein erstes Bühnenbild für das Londoner Royal Court Theatre und Alfred Jarrys surrealistisches Stück „Ubu Roi“, Auftakt zu zahlreichen Bühnengestaltungen. Heutzutage ist David Hockney vielen Zeitgenossen „nur“ als Maler ein Begriff, er war aber in einem derart weiten Umfang denn Bühnenbildner, Fotograf und Grafiker tätig, dass auch diese Künste ihn zu Ziemlich für sich beanspruchen.

1968 verbrachte Hockney den Sommer zu Hause in England und reiste mit Freunden nach Paris, Südfrankreich, Cornwall und Nordirland. Im Herbst begleitet er welche noch recht frische Liebe seines Lebens, den kalifornischen Kunst-Fotografen Peter Schlesinger, entsprechend London, wo sich dieser an jener Slade School of Art einschreiben will.

Dann geht es weiter nach St. Tropez, wo er „Le Nid du Duc“ besuchte und ausgiebig fotografierte – das traumhafte Heim von Regisseur, Drehbuchautor, Produzent „Tony“ Richardson (1964 4 Oscars für „Tom Jones“, Hotel New Hampshire, Phantom der Oper ff. ) kann in seiner Kunst noch eine Walze spielen.

„Nebenbei“ malte er ein paar seiner berühmtesten Videos (Christopher Isherwood and Don Bachardy; American Collectors Fred und Marcia Weisman) und nahm an jener documenta 4 in Kassel teil.

Marathon-Karriere mit endlosen Zwischenspurts

In diesem Geschwindigkeit ging es weiter: 1969 nimmt Hockney eine Gastprofessur an der Hamburger Kunsthochschule an; er behandelt beharrlich auf längere Reisen, die via Arbeit und Experimenten und längeren Aufenthalten in der jeweiligen Ecke der Welt verbunden sind.

So sehr verbringt er z. B. 1975 längere Zeit in Paris; zusammen mit seinen Eltern, die ebenso gleich umfassend porträtiert werden. Ebenfalls 1975 lässt Hockney alle Anfang der 1960er durchgeführten Recherchen zum Radierzyklus um William Hogarths „Werdegang eines Wüstlings“ in das Bühnenbild für Glyndebourne Festival Opera in East Sussex einfließen, an dieser Strawinskys „The Rake’s Progress“ gegeben wird.

Dazu kommen immerzu wieder ganz neue Kunst-Ideen, ab 1976 z. B. Fotocollage-Arbeiten, die jeweils aus vielen Polaroidbildern vermischt werden. „Twenty Photographic Pictures“ und alle aus 63 Polaroids zusammengesetzte Komposition um die Schwestern Imogen und Hermiane Cornwall-Jones kommen damals perfekt an, auch selbige wieder ein Alleingang gegen die modischen Trends der Zeit.

Heute werden selbige Werke gerne wie Ausdruck einer „kubistischen Phase“ Hockneys vorgestellt und einer späten Auseinandersetzung via Kubismus und Picassos Buch zugeschrieben, diese Dispute begann Hockney doch bereits auf dem Royal College of Art.

1977 war Hockney auf dieser documenta 6 zu sehen, 1978 der 38. Biennale von Venedig, 1979 auf der 3. Biennale of Sydney; 1978 gestaltet Hockney für die Glyndebourne Festival Opera mit East Sussex dies Bühnenbild zu Mozarts „Zauberflöte“.

1980 übernimmt Hockney die Gestaltung der Bühnenbilder ferner Kostüme für die Dreifach-Hommage an alle französische Kunst jener Picasso-Zeit am Metropolitan Opera House. Das opulente Werk mit dem Titel Parade bestand aus den Werken „Parade“, dem Ballett mit Musik von Erik Satie, der Oper „Les mamelles de Tirésias“ mit Libretto von seiten Guillaume Apollinaire und Musik von Francis Poulenc und jener Oper „L’enfant et les sortilèges“ mit Libretto von Colette und Musik von seiten Maurice Ravel. 1981 folgt ein weiterer Dreifach-Satz von Bühnenbildern für die Metropolitan Opera: Strawinskys „Le sacre du printemps“, „Le rossignol“ und „Oedipus Rex“.

Ab 1982 kommen neue Polaroidcollagen, noch facettierter (noch kubistischer? ), ein Spiel mit verschiedensten Formaten und Kompositions- bzw. Ordnungsprinzipien.

1983 arbeitet Hockney gleichzeitig für die Los Angeles Music Center Opera und das Royal Opera House in London und fertigt Bühnenbilder für das Eye and Ear Theatre in New York. Zur Ausstellung „Hockney Paints the Stage“ gestaltet er im gleichen Jahr außerdem noch das Bühnenbild für die Oper „L’enfant et les sortilèges“ völlig neu, das Werk ist heute noch in einer Dauerinstallation im Honolulu Museum of Art zu bewundern.

1985 ist Hockney auf der XIII Biennale von Paris, 1986 auf jener PaperArt (1. Internationale Biennale der Papierkunst in Düren, Westfalen), sicher wieder mit neuen Experimenten; 1987 entwirft er das Bühnenbild für Richard Wagners Oper „Tristan und Isolde“ im Auftrag der Los Angeles Music Center Opera.

Bereits ab Mitte der 1980er Jahre hatte sich Hockney wieder wichtige in die Malerei versenkt, diesmal vor allem unter Beschäftigung mit Henri Matisse (und Pablo Picasso, immer wieder).

Bald waren wieder ein paar technische Neuerungen reif zur Verarbeitung, ab Ende der achtziger Jahre experimentierte Hockney mit dem Bereich Druck, Farbkopierern, Faxgeräten – daraus entstehen Vierfarb-Copy-Drucke, Faxzeichnungen und abstrakte Computergrafiken, der neue Werkkomplex der „Home Made Prints“.

1989 zeigt David Hockney Werke auf jener 20. Biennale von seiten Sao Paulo Brasilien und wird mit dem japanischen „Praemium Imperiale“ ausgezeichnet. Es ist das erste Mal, dass jener „Nobelpreis der Künste“ verliehen wird, Hockney teilt sich alle Auszeichnung in dieser Sparte Malerei via Willem de Kooning (1. Preisträger dieser anderen Sparten: Skulptur Umberto Mastroianni; Architektur Ieoh Ming Pei; Musik Pierre Boulez; Theater/Film Marcel Carné).

Ab 1991 entwirft Hockney wieder Bühnenbilder, für Puccinis „Turandot“ an der Chicago Lyric Opera ferner für Richard Strauss‘ „Frau ohne Schatten“ 1992 an dieser Royal Opera House in London; ebenso wurde er 1991 von den Mitgliedern der Royal Academy of Arts mit London als einer der ihren aufgenommen.

1994 entwirft Hockney in Mexico City Kostüme und Bühnenbilder für zwölf Opernarien im Rahmen vonseiten Placido Domingos Fernsehsendung Operalia. Wieder nutzt er die neuesten technischen Entwicklungen, baut in einem beweglichen Proszenium von 1, 8 m x 1, 2 m komplexe Modelle im Maßstab 1: 8 unter Einsatz eines computergestützten Setups, via er nach Belieben Licht-Einstellungen programmieren ferner diese mit dem Soundtrack der Musik synchronisieren konnte.

1995 nimmt Hockney fuer der 46. Biennale von Venedig teil; 1997 erhält der wissenschaftler den britischen Order of the Companions of Honour (Orden des Vereinigten Königreichs und Commonwealth, dieser seit 1917 herausragende Leistungen in verschiedensten Sparten ehrt) ferner wird in American Academy of Arts and Sciences aufgenommen.

2004 ist er gleichzeitig der Liverpool Biennale und der Whitney Biennale New York City zu beobachten.

2006 kommt getreu gründlichem Studium dieser Methoden der damaligen Meister sein Werk „Secret Knowledge: Rediscovering the lost techniques of the Old Masters“ heraus; 2012 gestaltet Hockney zu gunsten von die Wiener Staatsoper ein Großbild von seiten 176 Quadratmetern, das in der Spielzeit 2012/2013 einen Höhepunkt der Ausstellungsreihe „Eiserner Vorhang“ im Zusammenhang des „museum in progress“ bildet.

2012 erhält Hockney den Order of Merit von der Queen (ein britischer Orden für herausragende militärische, wissenschaftliche, künstlerische und literarische Leistungen) – den er auch annimmt, den Ritterschlag durch die Queen hatte er 1990 abgelehnt (siehe bbc. com); außerdem nimmt er an jener IV. Biennale jener zeitgenössischen Kunst in Madrid teil; denn auch 2015 (mit 78 Jahren) an der 5. Biennale der zeitgenössischen Kunst Thessaloniki …

2017 wurde David Hockney 80 Jahre alt, was mit einer großartigen Retrospektive in der Tate Britain, London gefeiert wurde (tate. org. uk/whats-on/). Die Oper San Francisco hat das Hockney-Bühnenbild für Turandot 2017 wiederhergestellt und wiederbelebt, Hockney wurde dafür mit jener San Francisco Opera Medal ausgezeichnet.

Das war nicht einmal der Ansatz einer Biographie, nur ein schneller Ritt durch ein paar Station aus Hockneys Leben. Neben all diesen Reisen, Recherchen, Lehrtätigkeiten und Experimenten hat David Hockney ja vor allem Kunst geschaffen; genug Kunst, um über 306 Solo-Ausstellungen und fast 900 Gruppenausstellungen zu bestücken … es gibt wohl noch keine Statistik darüber, aber viele Künstler haben die Marke der 1000 Ausstellungen sicher noch nicht geknackt.

Um die bekannte Bild-Kunst David Hockneys geht es im dritten Teil dieses Zyklus – nicht nur, denn Weltkünstler wie David Hockney schenken der Welt noch viele andere Anregungen …